Neue Presse vom 12. Juli 2000

Der große Turm des Herrn von Coucy
Imposantes Burgmodell auf der Veste


Von Florian Grosch

Seit gestern ist in den Kunstsammlungen der Veste Coburg die Ausstellung mit dem Titel "Stolze Burgen, festgefügt!- Französische Donjons" zu begutachten.
Das Prunkstück ist dabei das monumentale Modell der größten Burg Frankreichs, der Wehranlage und des Donjon (Wohn- und Wehrturm) von Coucy.

Detailtreue auf 36 Quadratmetern

2500 handbemalte Figuren, hergestellt von der Neustadter Firma Preiser, tummeln sich im Maßstab 1:25 auf 36 Quadratmetern und müssen bei jeder Neuerrichtung des Modells wieder richtig platziert werden, damit man dem historisch korrekten Anspruch gerecht wird. Zwei Tage dauerte dies auf der Veste Coburg.
Initiator und Erschaffer des Projekts ist Bernhard Siepen von der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde. Er konnte das Modell nach langer Recherche und  unter     hohem      finanziellen      Aufwand   

gemeinsam mit 25 Helfern zwischen 1992 und 1996 verwirklichen und ist seitdem mit der Ausstellung in Frankreich und Deutschland unterwegs.
Vor allem für Kinder und Jugendliche ist die Ausstellung geeignet,
denn sie ver-mittelt einen lebendigen Eindruck vom mittelalterlichen Alltag einer Burg und bietet somit auch eine optimale Unter-richtsergänzung. Ausgearbeitet bis ins kleinste Detail bietet sie Einblicke in das Schlachtgeschehen vor den Burgmauern und das höfische Leben inner-halb der Burg während der Belagerung durch die Engländer im Jahre 1339.
Besonders bemerkenswert ist der Einblick in den runden Wohnturm. Dabei wird auch die Konstruktion des im Original bis zu 7,5 Meter starken Mauerwerks sichtbar, welches nicht zuletzt dafür sorgte, dass die Burg für ihre Feinde über Jahrhunderte uneinnehmbar blieb. 1917 wurde sie dann allerdings im Zuge der Frontverlegung der deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg durch 27 Tonnen Dynamit fast vollständig gesprengt und ist seitdem
nur  noch als Ruine vorhanden.

Als Quellen für die Entwicklung des Modells dienten Siepen Fotografien sowie alte Zeichnungen von Architekten, welche allerdings nicht immer korrekt waren, und erst neu bearbeitet werden mussten. Hilfe bekam er zudem vom Wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde, dem eine Vielzahl von Universitätsprofessoren angehören.

Schon mehr als 200 000 Besucher

Zur Ausstellung gehören überdies 52 wissenschaftlichtouristische Schautafeln, die dem Besucher nicht nur die Konstruktion und Geschichte von Coucy näher bringen, indem auch Hintergründe zu anderen berühmten französischen Burgen und ihren Wehrtürmen liefern.
Bereits mehr als 200.000 Besucher, darunter 800 Schulklassen, kamen bisher zu den Ausstellungen. Demnächst, so Siepen, soll auch Amerika als Zielort für das Modell der Burg von Coucy ins Auge gefasst werden. Bis zum 10. September ist das faszinierende Modell jedoch noch auf der Veste zu bestaunen.

2500 handbemalte Figuren tummeln sich auf dem monumentalen Modell der Burg von Coucy, das bis 10. September in den Kunstsammlungen der Veste Coburg zu bestaunen ist.
                                                                                           oto: Blischke