Mitteilungen, Dezember 1998

Wander- und Wechselausstellung "Französische Donjons"
Gesellschaft für Internationale Burgenkunde, Aachen (GIB e.V.), Mitglied der DBV


Von Busso von der Dollen

Kern der Ausstellung ist das Holzmodell im Maßstab 1 : 25 (5,40 m x 3,20 m, Höhe 2,40 m) des berühmten Donjons Coucy in Frankreich, der bedauerlicherweise im Verlauf der Kampfhandlungen 1917 durch die deutschen Truppen gesprengt wurde. Der Ansatz einer geistigen Wiedergutmachung wurde von den angesprochenen Franzosen durchaus verstanden, davon zeugt unter anderem die Teilnahme des Bürgermeisters von Coucy bei der Ausstellungseröffnung in Aachen am 9. März 1998. Das Modell ist durch Plastelinfiguren im gleichen Maßstab belebt und vermittelt somit einen geradezu frappierenden Eindruck von der monumentalen Größe dieses verschwundenen Bauwerks. Nach gutem Besuch in der Kundenhalle der Sparkasse Aachen am Münsterplatz im März 1998 und in der Burg der Tourainer Königsstadt Loches  von Mai  bis  August 1998 wurde 

sie zu Jahresende auf vielfachen Wunsch, inzwischen vervollständigt, nochmals in Aachen gezeigt. In Kürze wird sie wiederum auf Tournee gehen. Vom 19. 1.-28. 2. 1999 ist das Hôtel du Département in Straßburg Ausstellungsort. Einen ideenreichen Kurzbericht brachte der WDR Regional am 13. und am 16. 11. 1998.
Der Initiator der Ausstellung, Dipl.-Ing. Bernhard Siepen, der als Architekt in Aachen die Hauptlast der Verwirklichung seiner Ideen von einer solchen Ausstellung getragen hat und als zweiter Vorsitzender der GIB e.V. weiterhin trägt, hat von Anfang an großen Wert auf wissenschaftliche Fundierung seines Vorhabens gelegt. Dazu hat er Prof. Dr. Dietrich Lohrmann und Prof. Dr. Max Kerner vom Historischen Institut an der Technischen Hochschule Aachen, die Société Francaise d'Archéologie und ihrem Präsidenten Jean Mesqui und nicht zuletzt das Europäische Burgeninstitut der Deutschen Burgenvereinigung  gewonnen.

Die Tatsache, daß der Bund Deutscher Baumeister (BDB) im November eine eigene Veranstaltung der Bezirksgruppe Aachen in der Ausstellung durchführte, signalisiert die Anerkennung der Fachwelt.
Mit großer Freude berichtet Bernhard Siepen von der Arbeit mit Schülern vor dem Modell und am Modell, wobei das dritte bis vierte Schuljahr der Grundschule sich als besonders empfänglich zeigt. In den Oberschulen lassen sich die Schüler bis zum 7. Schuljahr durchaus dafür interessieren. Auffallend tritt dabei der Mangel an Vorbildung über die Geschichte des Mittelalters zutage, wobei sich nicht nur für Herrn Siepen die Frage stellt, wie in Zukunft Verständnis für die Baugeschichte und die Erhaltung der Baudenkmale aus dieser Epoche in unserer Gesellschaft aufrecht erhalten werden soll, wenn die einfachsten Grundkenntnisse über die Epoche vor 1500 fehlen. Der Weg, über Modelle und Abbildungen Interesse und Neugier zu erwecken, scheint der einzig gangbare.

Coucy, Schnitt durch den Donjon. Maßstab 1 : 25
Foto: Siepen 1997