Grenz-Echo vom 28. Dezember 1999

Um den Donjon von Coucy entfaltet sich mittelalterliches Leben
Gesellschaft für Internationale Burgenkunde zog Bilanz


Aachen. - Noch bis Ende Januar des Jahres 2000 kann im Verwaltungsgebäude der Stadt Aachen am Katschhof ein Nachbau des Donjons von Coucy besichtigt werden. Um den mächtigen Wohnturm herum entfaltet sich pralles mittelalterliches Leben. Es handelt sich um eine Ausstellung der in Aachen beheimateten internationalen Gesellschaft für Burgenkunde, die am Rande der Schau eine Bilanz ihrer bisherigen Aktivitäten zog.

Die internationale Gesellschaft für Burgenkunde (GIB e.V.) wurde im April 1996 in Aachen gegründet mit dem Ziel, ein breites Publikum und besonders die Schuljugend für die faszinierende Welt der Burgen und das Leben im Mittelalter zu interessieren.

Maßstab 1:25

Als die Gesellschaft auf betreiben des Aachener Dipl.-Ing. Bernhard Siepen ge-gründet wurde, hatte eines der wichtigsten Projekte bereits feste Formen angenommen: Der mächtige Donjon der gewaltigen Festung von Coucy in Nordfrankreich sollte im Maßstab 1:25 nach-gebaut werden.
Wenn man weiß, dass der Donjon der Burg von Coucy-le-Château-Aufriques eine Höhe von 54 Metern, 31 Meter Durchmesser und Wände von 7,5 Metern Stärke hatte, kann man sich vorstellen, dass auch das Modell einigen Platz einnimmt. Angefertigt wurde es aus tausenden Holz-würfeln, die dem Maßstab der am original verwendeten Steinquader entsprechen. Das Modell des Donjons, dem einige Mauern der       
Befestigungsanlage            zugefügt

wurden, nimmt eine Fläche von 36 Quadratmetern ein und der Nachbau des Wohnturms   ragt immerhin 2,40 Meter in die Höhe.

2500 Figürchen

Der Besucher trifft die Anlage zu einem Zeitpunkt an, an dem sie belagert wird. Die Belagerungsszene und das Leben in der Burg werden mit über 2500 Elastolin-Figürchen dargestellt, die die Mitglieder der GIB e.V. zum großen Teil selbst gestaltet haben, wobei ihnen Schüler verschiedener Aachener Unterrichtsanstalten im Rahmen des Geschichtsunterrichts zur Hand gingen.
Das Modell der Burg von Coucy wird ergänzt durch eine große Zahl an Schautafeln, auf denen 130 weitere Wohntürme französischer Burgen vorgestellt werden. Insgesamt besitzt die GIB e.V. 52 solcher dreisprachiger Tafeln, leider kann sie im Verwaltungsgebäude nicht alle zeigen.

Auf Tournee

Die Burg von Coucy, die niemals erobert wurde, war bis zum Jahre 1917 noch fast völlig intakt. Als sich die deutsche Armee 1917 aus der Gegend von Lâon zurückzog sprengte sie den strategisch wichtigen Wohnturm der Burg mit 27 Tonnen Dynamit.
Das von der GIB e.V. angefertigte Modell wurde erstmals im März 1998 in der Kundenhalle der Aachener Sparkasse am Münsterplatz gezeigt. Es folgte eine Ausstellung in Loches, der Königsstadt der Touraine. Ende des Jahres 1998 war die   Ausstellung  nochmals in  Aachen  zu 

sehen,  der  WDR   zeigte  einen  Kurzfilm darüber in seinem Regionalprogramm. 1999 war die GIB e.V. mit ihrem Modell in Straßburg, auf der Burg Mildenstein in Sachsen und in Soissons in Frankreich zu Gast, ehe sie jetzt wieder in Aachen gezeigt wird. Im Sommer 2000 wird die Ausstellung auf der Albrechtsburg in Meißen, auf der Veste Coburg in Bayern und auf der Burg Kriebstein in Sachsen gezeigt.
Die GIB e.V. hofft, ihre Ausstellung, die sich ja mit französischen Wehrbauten beschäftigt weiterhin in Frankreich zeigen zu können. Doch möchte man die einzigartige Burgenschau auch gerne in anderen europäischen Ländern sowie in Kanada und in den Vereinigten Staaten von Amerika zeigen. Dazu sind freilich finanzielle Mittel erforderlich, die die Gesellschaft selbst nicht aufbringen kann.

Neue Projekte

Um die Perioden zu überbrücken, in denen die Ausstellung nicht ausgeliehen ist, sucht die GIB e.V. eine geräumige Halle in Aachen oder im Grenzraum, um das Material zwischenzulagern.
Doch schon planen Bernhard Siepen und seine Mitstreiter eine neue Ausstellung. Deren Thema werden die Burgen zur Zeit der Kreuzfahrer sein. Einige Wissenschaftler haben schon großes Interesse an einer Mitarbeit bekundet. Diese Ausstellung mit Schwerpunkt Frankreich soll auch die Länder des Vorderen Orients umfassen und in deren großen Städten gezeigt werden. hego

Im Verwaltungsgebäude Katschhof der Stadt Aachen kann die Ausstellung zu den üblichen Öffnungszeiten besichtigt werden.

Die Burg von Coucy kann im Verwaltungsgebäude Katschhof in Aachen bis
Ende Januar besichtigt werden.