Von
Falk Bernhardt Kriebstein.
Franzosen und Engländer tragen ihren 100-jährigen Krieg zurzeit auf Burg
Kriebstein aus: Seit gestern wird die monumentale Wehranlage Coucy von
einer großen Streitmacht belagert - und an diesem Zustand wird sich bis
zum 5. November auch nichts mehr ändern. So lang ist noch die
Sonderausstellung "Französische Donjons" in drei Räumen der
Burg zu sehen.
Donjons
sind die Wohn- und Wehrtürme des Mittelalters, des elften bis 15.
Jahrhunderts. Neben ihrer strategischen Bedeutung zeichneten sie sich außerdem
durch ihre Defensivaufgaben und als letzte Zuflucht für die Bevölkerung
der Stadt aus. Frankreichs größte Burg ist der Donjon von Coucy. Das
Modell des 1917 von deutschen Truppen gesprengten Bauwerkes ist das Herzstück
der Ausstellung des Vereins Gesellschaft für Internationale Burgenkunde.
Zur Eröffnung der von internationalen Experten anerkannten Exposition
erklärte der Vorsitzende Bernhard Siepen die Entstehung des Modells, gab
Einblicke in
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die wechselhafte Geschichte Frankreichsund in die Arbeit seiner
Gesellschaft. Für den Einsatz der sächsischen "Burgmannschaft"
fand er nur lobende Worte. Den passenden Ton zur Vernissage traf die
"Smedeberger Camerata": Junge Spielleute aus Schmiedeberg, die
mit Gesang und allerlei Pfeifen den Zeitsprung erleichterten.
Vor
zwei Jahren hatte die Ausstellung in ihrem "Geburtsort" Aachen
Premiere, sie war inzwischen auch schon in Leisnig und Meißen zu sehen. Für
Kriebstein ist der lehrreiche Einblick ins Mittelalter, der durch
zahlreiche Schautafeln genauer erläutert wird, nun erstmals mit einem
mechanischen Ritterturnier ergänzt worden. Das korrespondiert auch mit
der Wehranlage von Coucÿ, denn Veranstalter der Wettkämpfe ist der Sire
des besagten Donjons. Vertreten
sind die führenden französischen Adligen, dargestellt in ihren
authentischen Wappenfarben.
Hauptschauplatz bleibt jedoch die Wehranlage. Auch wenn sich hier im
Gegensatz zum Ritterturnier nichts bewegt, wird
doch mit etwas Phantasie |
die
Geschichte
lebendig: Im Jahre 1339 belagern die Engländer die Anlage. Mit Katapulten,
Pfeilwerfern, Schleudern und Sturmtürmen wird den Mauern zu Leibe gerückt.
Die vollkommen eingeschlossene Besatzung von Coucy sucht ihr Heil mit einer
Ausfalloffensive. Und die war wohl erfolgreich, denn erobert wurde Coucy
nicht.
Im
Gegensatz zur originalgetreuen Rekonstruktion des Donjons im Maßstab 1:25
ist das mit insgesamt 2500 Figuren auf 36 Quadratmetern inszenierte
Geschehen natürlich nicht authentisch. "Aber eine denkbare
Studie", wie Siepen betont. So ist im großen Turm, der auf der Rückseite
aufgeschnitten sein Innerstes offenbart, ein Fest im Gange, der Folterkeller
gut ausgelastet - zu Zeiten einer Belagerung eigentlich undenkbar, aber für
einen Überblick über das Leben sehr hilfreich.
250.000
Besucher sahen die Ausstellung auf ihren verschiedenen Stationen bereits.
Mit dem Zuspruch am ersten Tag der Schau in Kriebstein innerhalb des Tages
des offenen Denkmals waren die Organisatoren schon sehr zufrieden.
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