Aachener Zeitung vom 16. Februar 2001

Zeitreise der besonderen Art: Eine Ritterburg geht auf Reisen
"Donjon de Coucy" in Washington - Burgenverein plant neues Projekt


Von Simone Reininghaus

Aachen. Wie kommt eine mittelalterliche Burg von Aachen nach Amerika? Ganz einfach: mit dem Schiff. Auf 65 Kisten und Kartons verteilt, wurden gestern die Modelle der stärksten europäischen Burg, der Donjon von Coucy, und eines mittelalterlichen Ritterturniers auf eine lange Reise geschickt. Der authentische Nachbau mit einer Grundfläche von 36 Quadratmetern soll für knapp drei Monate im Museum der National Geographic Society in Washington D.C. ausgestellt werden. Nur wenige hundert Meter vom weißen Haus entfernt, soll er den Amerikanern die europäische Geschichte und Kultur näher bringen.
Die Gesellschaft für internationale Burgenkunde Aachen, die bereits mit mehreren Ausstellungen für Aufsehen sorgte, hat die Modelle in mühevoller Kleinstarbeit entworfen und der Öffentlichkeit bereits in   sieben    Ausstellungen    in    Deutschland    und

Frankreich präsentiert. Dadurch ist auch ein in Aachen lebender Amerikaner auf das Burgenprojekt aufmerksam geworden, der bei der Kontaktaufnahme mit der National Geographic Society half und zwischen Museum und Burgenverein vermittelte.
"Wir hoffen, dass wir uns mit diesem Unternehmen auch in den USA einen Namen machen können und der einen Ausstellung eventuell noch weitere folgen." erklärt der Vorsitzende des Vereins, Bernhard Siepen. Bis dahin sei jedoch noch viel Fingerspitzengefühl von den für den Transport verantwortlichen Spediteuren gefragt. "Manche der Teile sind sehr empfindlich, aber wir haben für alle Fälle ein paar Tage Restaurationszeit in Washington eingeplant."
Während das eine Modell auf Reisen geht, laufen in Aachen schon die Vorbereitungen für ein neues Projekt. Diesmal soll die Ausstellung das Thema "Burgen aus der Zeit der Kreuzzüge" tragen. Anfang des kommenden Jahres wird bereits mit der

Vermessung der Johanniterburg Margat in Syrien begonnen. Die soll dann ebenfalls in einem großen Modell nachgebaut werden.
Da auch dieses Projekt sehr aufwändig werden wird, wünscht sich der Verein neue Mitglieder und Sponsoren. Auch Interessenten mit handwerklichem Geschick können sich melden.
Die stärkste Burg des europäischen Mittelalters, der Donjon von Coucy, in Europa wie in Amerika bekannt geworden durch den Bestseller "Der Ferne Spiegel" von Barbara Tuchmann, ging jetzt als authentisches Modell von 6 x 6 Metern Grundfläche und mit einem 2,40 hohen Turm auf Reisen. Die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde in Aachen entsandte das Burgenmodell zusammen mit rund 50 Schautafeln über den großen Teich nach Washington; wo es vom 19. März bis 28. April in der National Geographic Society zu sehen sein wird.

Auf Reisen: das authentische Burgenmodell und 2 500 handbemalte
Figuren der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde.