Aachener Nachrichten vom 25. Juni 2005

Die Burgenfreunde bauen jetzt am "Crac"
Bis jetzt 10 000
Arbeitsstunden investiert. Es geht zurück in die Zeit der Kreuzzüge. Nach Fankfurt.


Von Unserem Mitarbeiter Heinrich Schauerte

 Aachen. Einen Vorteil haben Burgen auf jeden Fall: Da ist es auch im Sommer ziemlich kühl. Was man von den Temperaturen bei der Präsentation des jüngsten Modells der Gesellschaft für Burgenkunde in den Räumen der Handwerkskammer nicht behaupten kann. Da herrschten etwa die Hitzegrade, mit denen die wackeren Mannen des Mameluckensultans Baibars zu kämpfen hatten, damals, am 29. März 1271. In der Mittagssonne.

Die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde (GIB e.V.) ist seit Jahren äußerst rührig. Der Verein tritt vor allem mit der Präsentation von gewaltigen, lebensechten und natürlich selbst gebauten Ritterburgen an die Öffentlichkeit Die Mitgliedschaft dürfte sich vorwiegend aus dem männlichen Geschlecht rekrutieren.

Mehrere Ausstellungen gab es schon, insgesamt zogen sie an die 600000 Besucher an. Eine USA-Kanada-Tournee ist in Vorbereitung. Gezeigt wurden bisher ein Modell des Größten ritterlichen Wohnturms, des Donjons von Coucy, und des Basars von Aleppo, der auch in der Aachener Ausstellung "Ex Oriente" zu sehen war. Jetzt kommt ein neues Prunkstück dazu, nämlich der Crac des Chevaliers, eine Burg der Kreuzfahrer im heutigen Syrien. Daran wird zur 7eit mit Hochdruck gearbeitet, denn ab dem 5. November soll es im Archäologischen Museum der Stadt Frankfurt gezeigt werden.

Praktikanten bauen

Gebaut wird das 36 Quadratmeter große Modell im Maßstab 1:25 von Praktikanten, die meisten von ihnen Schüler der Fachoberschule für Gestaltung.

Die Leitung hat Architekt Bernhard Siepen, Vorsitzender der GIB e.V., für die Feinarbeit ist Schreinermeister Andranik Melikjan zuständig. Über 10000 Arbeitsstunden wurden bisher investiert, die meisten in das Fertigstellen und Bemalen der fast 2000 christlichen und muslimischen Figuren. Alle basieren übrigens auf handelsüblichen Adam und Eva-Modellen, haben also denselben Kern. Burgen-Fans können sich stundenlang darüber streiten, von welcher Seite her der siegreiche Sultan an jenem ominösen Märztag die kreuzziehenden Johanniter angriff und besiegte. Das Modell lässt sich praktischerweise beiden Hypothesen anpassen. Tatsache ist jedenfalls,. dass Baibars das größte jemals gebaute Kriegsgerät einsetzte und damit nicht nur technisch überlegen, sondern auch schlauer war indem er die Burg einfach unterminierte.

Bliebe noch die Frage, was die Herren Johanniter dort eigentlich zu suchen hatten. Aber das ist ein Thema für Historiker.

Das neueste Projekt der Gesellschaft für Burgenkunde ist ein Nachbau der Kreuzfahrerfestung Crac des Chevaliers im heutigen Syrien. Projektleiter Bernhard Siepen (links) und Schreinermeister Andranik Melikjan arbeiten mit Hochdruck an der Fertigstellung, im November ist Präsentation im Archäologischen Museum Frankfurt. Foto: Martin Ratajczak