Aachener Nachrichten vom 11. Oktober 2001

Ein Basar wie im Bilderbuch
Aachens Burgenkundler planen neues Riesenprojekt – Beitrag zur Verständigung der Kulturen


Von Nachrichten-Redakteur Alfred Stoffels

Aachen. Die Aachener Burgenkundler widmen sich einem neuen ehrgeizigen Projekt: Der Basar von Aleppo in Syrien, so wie er im 14. Jahrhundert aussah, wird nachgebaut. Gedacht auch und gerade als Beitrag zur Verständigung der Kulturen.

Das umfängliche Vorhaben, zweites Großmodell nach dem riesigen Donjon von Coucy, erhält durch die aktuellen Ereignisse einen ungeahnten Stellenwert - seit wenigen Tagen fallen Bomben auf Afghanistan, in der arabischen Welt wird dies vielfach als Angriff der Christenheit auf den Islam interpretiert.

Geschichte „handgreiflich“

Bernhard Siepen, Vorsitzender der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde  Aachen (GIB e.V.): „Wir     sind

froh, dass wir mit unserer Arbeit dazu beitragen können, die positiven und seit den Märchen aus Tausendundeiner Nacht zu Herzen gehenden Züge der islamischen Kultur den Menschen hier nahe zu bringen.“

Der Basar von Aleppo soll Geschichte erneut „handgreiflich“ werden lassen - auch diesmal ist daran gedacht, die unzähligen Figuren von Schülern aus der Euregio (der Klassen 6 bis 8) farblich bearbeiten zu lassen – „eine für die Fächer Kunst und Geschichte ersprießliche Tätigkeit“, so Siepen. Zurzeit sind zwei Praktikantinnen damit beschäftigt, die Elastolin-Figuren zu erstellen.

Schon um die Burg von Coucy, mit der die GIB e.V. seit Jahren auf Tournee geht und auch in Washington gastierte, wimmeln 2500 handbemalte Figuren, die nicht wenig zur Attraktivität der 2,50 hohen Gesamtanlage beitragen.

Über 1000 Schulklassen haben sich bislang das Modell der 1917 von deutschen Truppen in die Luft gesprengten Superburg angesehen.

Der nun in Arbeit befindliche Basar von Aleppo soll ebenfalls durch eine Vielzahl authentischer Szenen glänzen; entstehen sollen die Karawanserei, der Kamelmarkt, die Stände der Getreide-, Gemüse-, Gewürz- und Teppichhändler, der Gold- und Silberschmiede. Auch das Badeleben und die Koranschule werden wieder zum Leben erweckt. Siepen: „Wir sind überzeugt, dass gerade bei der jetzigen Konfrontation der Kulturen mit unserem Basar-Projekt der richtige Weg zum Kennenlernen, zur Verständigung und zum Frieden beschritten wird.“ Der Riesenturm von Coucy ist zurzeit auf Burg Runneburg bei Erfurt zu bestaunen, vom 29. März bis 30. Juni nächsten Jahres wird er in Schloss Rheydt ausgestellt.

Der Basar von Aleppo, wie er im 14. Jahrhundert aussah: Am neuen Projekt der Aachener Burgenkundler arbeitet Vorsitzender Bernhard Siepen mit den Praktikantinnen Zelda Alcan (links) und Julia Schaubert.                                                    Foto: Harald Krömer