Aachener Nachrichten vom 12. März 1998

Rückfall ins Mittelalter
Imposante Burgenausstellung in der Sparkasse am Münsterplatz


Aachen (eko). 
Burgen, Ritter und Ritterspiele. Kinderträume werden wach beim Gang durch die Ausstellung „Französische Donjons in und um Paris“. Präsentiert wird sie von der Aachener Gesellschaft für Internationale Burgenkunde bis zum 27. März in der Sparkasse Aachen am Münsterplatz.

Auch wer nie mit Burgen und Rittern gespielt hat, wird vom Prunkstück der Ausstellung beeindruckt sein: Einem Nachbau des Donjon von Coucy.
Fast 700 Jahre lang thronte der größte Wehr- und Wohnturm einer mittelalterlichen Burg über dem kleinen Ort Coucy im Nordosten Frankreichs. Eine Ruine ist der einst 54 Meter hohe Turm heute, von deutschen Truppen während des ersten Weltkriegs gesprengt.

Auch im Modell 1:25 wirkt der Wehrturm beeindruckend, Koloß und Kathedrale zugleich. Einen Eindruck vom mittelalterlichen Treiben in und um die wehrhaften   Wohntürme  vermitteln  rund

2500 handbemalte Figuren.
Als „ein Stück Wiedergutmachung“ bezeichnete Dr. Hans Stercken, erster Vorsitzender der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde, den authentischen Nachbau des Donjon von Coucy. „Mit dieser Ausstellung wollen wir auch der deutsch-französischen Freundschaft dienen“, sagte der ehemalige Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages bei der Ausstellungseröffnung.

Eigenhändig vermessen

Zu verdanken sei diese Ausstellung Bernhard Siepen und seiner Frau und ihrer Leidenschaft für Burgen. Mehr als zehn Jahre lang haben die Siepens in Archiven recherchiert, sind nach Frankreich gereist und haben rund 130 Donjons eigenhändig aufgemessen. Anfang 1996 gründeten sie die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde.
„Viele Helfer haben diese Ausstellung möglich gemacht“, versicherte Bernhard Siepen     und      lobte      besonders     das

Engagement der Klase 7a des Einhard- Gymnasiums.  „Eine  Ausstellungsart,  von der wir viel lernen können“, lobte der Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung, Dr. Busso von der Dollen, die Arbeit der Aachener Burgenfreunde.

Keiner wie der andere

Auf 50: Schautafeln werden architektonische Details und Geschichte von 30 Donjons dokumentiert. Kein Turm ist wie der andere. In vielfältigen Formen präsentieren sich die wehrhaften Wohntürme des Mittelalters, von rund bis quadratisch, sechseckig und sogar zwölfeckig und wirken wie architektonische Skulpturen.
Dreisprachig sind die erläuternden Texte, deutsch, englisch und französisch. Weitere Schautafeln sind für die Wander- und Wechselausstellung geplant, die anschließend in Frankreich und später in England präsentiert werden soll.

Das Prachtstück der Ausstellung: Der Nachbau des im ersten Weltkrieg zerstörten Donjons von Coucy, bei der Ausstellungseröffnung begutachtet von stilecht gewandetem Premierenpublikum.                    Foto: Heike Lachmann