Aachener Nachrichten vom 2./3. Oktober 1998

Hühner mitten im Schlachtengetümmel
Burgenbauer müssen auf jedes Detail achten


Aachen (an). Burgenbauer benötigen auch heute noch einen Hang zur Akribie: Sie müssen Klötzchen stapeln, Ritter in die rechte Position rücken und die Esel sortieren - schließlich soll auch en miniature alles möglichst originalgetreu aussehen.

Die Betrachter sind nämlich kritisch: "Da ist ein Esel umgefallen", merkte eine Schülerin an, ihr Klassenkamerad meldete ein verirrtes Huhn mitten im Schlachtfeld - doch Bernhard Siepen konnte beruhigen: "Das hat alles seine Richtigkeit, wir wollten ja das Leben in und um eine Burg so zeigen, wie es tatsächlich war" flüchtiges Federvieh und umkippende Esel gab es auch im alten Frankreich.
Siepen erläuterte als zweiter Vorsitzender
der   Aachener    Gesellschaft   für   Inter-

nationale Burgenkunde (GIB e.V.) das Modell, an dem 15 GIB e.V.-Mitglieder zweieinhalb Jahre gebaut haben. Man wolle den Schülern nicht bloß ein Modell vor die Nase setzen, sondern gehe das Thema pädagogisch an, so Siepen, mit Erklärungen zur politischen Situation und zum Leben auf einer Burg des Mittelalters inklusive.
Auch den Franzosen hat das Modell sehr gut gefallen: "Große Begeisterung" beobachtete Siepen bei den Besuchern der Ausstellung in Loches. Zwischen Mai und September sahen über 50 000 Menschen die Miniatur aus 100 000 Holzklötzchen und 2500 Figuren. Im nächsten Jahr geht man wieder auf Tournee durch Frankreich: Die GIB e.V. plant unter anderem Ausstellungen in Straßburg, Soissons, Dijon und Paris.

 

Zweieinhalb Jahre lang haben die Mitglieder des Burgenbaus am Donjon von Coucy gebaut - nach der Frankreich Tournee ist das spektakuläre Modell jetzt wieder in Aachen zu besichtigen.                                            a
bgebildet : Klasse 4b der Grundschule Höfchensweg mit der Klassenlehrerin Frau M. Beissel

Foto: Andreas Herrmann