Ausstellung Französische Donjons

Mit den Donjons, den befestigten mittelalterlichen Wohntürmen in Frankreich, beschäftigte sich Dipl.-Ing. Bernhard Siepen als freischaffender Architekt und Burgenkundler über 15 Jahre lang. Mit seiner Frau Iris und einem befreundeten Architekten, Dipl.-Ing. Sibert von Lovenberg, hat er über 130 Donjons recherchiert, aufgemessen und vorhandene Pläne korrigiert oder neu erstellt. Anhand dieses Materials konzipierte die GIB zwischen 1996 und 1998 die Ausstellung Französische Donjons.

Warum gerade die Beschäftigung mit den französischen Donjons? Jahrhundertelange Konflikte zwischen Frankreich und England haben im Mittelalter die Entwicklung des Burgenbaus vorangetrieben. Dies zeigt sich besonders am Donjon, der an der dominierenden Stelle einer Burg steht. Er ist zugleich Wohnbau, Residenz und Machtsymbol. Ob König, Herzog, Fürst, Graf oder einfacher Landadeliger – alle ließen sie in ihren Burgen Wohntürme errichten. Allein in Frankreich sind fast 1.100 mittelalterliche Donjons bekannt. In der Ausstellung werden die bedeutendsten als Beispiele vorgestellt. Über 50 dreisprachige Text-Bild-Tafeln schaffen einen guten Überblick und betonen die historische Bedeutung dieser Anlagen, dokumentiert in einem viersprachigen Ausstellungskatalog, der in der Ausstellung zu erwerben ist bzw. in der Geschäftsstelle angefordert werden kann.

Hauptanziehungspunkt ist ein authentisches Modell des 1917 während des Ersten Weltkriegs gesprengten Donjons von Coucy (120 km nordöstlich von Paris). In nur drei Jahren gebaut, war er mit 54 m Höhe, 31 m Durchmesser und bis zu 7,5 m starken Wänden der größte Wohnturm Frankreichs und des Abendlandes. Für das Modell im Maßstab 1:25 war eine Fläche von 6 x 6 m nötig, um die Einbindung des Donjons in die Burganlage zu verdeutlichen und ein Umfeld zu schaffen, das den Turm in seiner gewaltigen Monumentalität angemessen herausstellt.

Das Modell zeigt die Burg im Zustand der Belagerung von 1339, als sie erfolgreich englischen Truppen widerstand. 2.500 handbemalte und in Bewegung und Haltung individuell gestaltete Figuren der Fa. Preiser erzählen die Geschichte dieser Belagerung in unzähligen Szenen. Sie stellen die Funktionen und Tätigkeiten sowohl der Burgbewohner und -verteidiger als auch der Angreifer vor. Die Architektur, die Wohn­einrichtung, sowie Waffen aller Art sind maßstabsgetreu dargestellt. So sehen wir in den Innenräumen der Burg die höfische Gesellschaft u.a. an der Rittertafel und beim Ritterschlag, Spielleute und Tänzer, Gaukler, Pagen, Köche und Handwerker bei ihrer Arbeit.

Bei den Kampfhandlungen beobachten wir Berittene und Kämpfer zu Fuß, mit Bogen oder Armbrust ausgestattet oder Belagerungsmaschinen bedienend, sowie einen Gefangenaustausch und nicht zuletzt die Behandlung von Verletzten. Das auf vier Quadratmetern Grundfläche angelegte Modell eines Ritterturniers veranschaulicht mit mehr als 600 Figuren einen weiteren Aspekt des höfischen Lebens in Frankreich im 14. Jahrhundert.

Aufgrund ihrer Lebendigkeit und Authentizität konnte die Ausstellung Französische Donjons in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg in Deutschland, dem angrenzenden Europa und in den USA gezeigt werden, so u.a. in Straßburg, Soissons, Frankfurt am Main, Coburg, Meißen, Düsseldorf, Mönchengladbach und Washington D.C.. Dabei sprach die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde e.V. mehr als eine halbe Million Besucher an, darunter mehr als 1.000 Schulklassen, und erzielte eine überaus positive Resonanz in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Ein wichtiges Ziel dieser Ausstellung ist es, private und öffentliche Sponsoren dafür zu gewinnen, dass die heute unter einem hohen Schuttberg begrabenen Überbleibsel des Donjons von Coucy ausgegraben, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.