Samstag, den
28. Januar 2002

Kármán-Auditorium, Saal Fo 6, Eilfschornsteinstr.15, 52068 Aachen

Seelsorge in der Karolingerzeit
 

Seelsorge war in der Karolingerzeit nach dem Einbruch der Völkerwanderung in die christliche Welt des Römischen Reiches 400 Jahre vorher immer noch weitgehend Mission. Ihr Gelingen war an Wertung und Achtung germanischer Religiosität und an Toleranz gegenüber heidnisch-christlichen Mischformen religiöser Praxis gebunden. Die Karolinger traten mit dem Willen nicht nur zur politischer, sondern auch zu geistig-religiöser Neugeburt des Frankenreichs an. Ein Höhepunkt ihrer Bemühungen ist mit dem Wirken Alkuins
am Hofe Karls des Großen gegeben; doch die von ihm inspirierten Kapitularien lassen bis zum Tode des Kaisers erkennen, dass Mißstände geblieben und die eigentlich zuständigen Bischöfe wenig ausrichteten. Die politische und militärische Gebundenheit des Kaisers an den Adel, der, vom Besitz der Karolinger abgesehen, über Land und Leute verfügte, setzte der Verwirklichung der in Aachen angeordneten Maßnahmen enge Grenzen, weil er der germanisch-heidnischen Tradition verhaftet blieb. Um so mehr verdient die Leistung der Ordens- und Weltpriester Achtung und Anerkennung, die allen Widerständen zum Trotz allmählich die christliche Lebenswelt schufen, die das Mittelalter kennzeichnet.

Dr. Hans Altmann

Der Autor, Dr. phil. Hans Altmann, wurde 1921 in Essen geboren. Auf sein Abitur im Jahre 1939 folgten Arbeitsdienst, Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft. Vom Wintersemester 1945/46 an bis zum Staatsexamen im Jahre 1951 studierte er in Bonn. Seine Heirat führte ihn nach Aachen, wo er als Gymnasiallehrer, Fachleiter für Geschichte und Stellvertretender Leiter des Studienseminars für das Lehramt am Gymnasium tätig war.