Aachener Woche vom 24. Juli 2002

Gesellschaft für Burgenkunde in Aachen mit einem neuen Projekt
Sponsoren vor! "Wir bauen ja keine Luftschlösser"


Von Redakteur Hans Creutz

Bernhard Siepen lässt Burg und Bazar von Aleppo entstehen.


Aachen. Wie sehr aus Passion doch Leidenschaft werden kann: "Das geht gar nicht mehr anders", gesteht Bernhard Siepen. "Ich muss das einfach tun." Der freischaffende Aachener Architekt ist vernarrt in Burgen. Das alleine war ihm jedoch nicht genug. Nachdem Siepen zunächst 130 Festungen aus der Zeit Karls des Großen bis zum auslaufenden Mittelalter wissenschaftlich aufbereitet und aufgemessen hatte, kam ihm die Idee einer Präsentation - mit dem bis ins Detail authentischen Nachbau der Burg von Coucy und ihrem gesamten Burgleben. Umgeben von 50 Schautafeln ist das 36 Quadratmeter umfassende Modell zurzeit auf Schloss Rheydt zu sehen.

Inzwischen sind 500.000 Besucher an der ältesten Burg Frankreichs vorbeigepilgert, die unter anderem auch schon den Weg übern großen Teich nach Washington zurückgelegt hat und dort sehr bewundert wurde.

Weltweit


Reichte es dem 52­Jährigen vorerst aus, seine Fühler nach Frankreich auszustrecken, so ist Bernhard Siepen heute weltweit unterwegs auf Spurensuche. Berge von Aktenordnern füllen den Schrank in seinem Büro mit internationaler Korrespondenz und nachhaltigen Recherchen.
Für sein neues Projekt, den ebenfalls authentischen Nachbau des Bazars von Aleppo im Maßstab 1:25 mit der Johanniterburg Marqab im Belagerungszustand von 1285, filmte Bernhard Siepen 850 Minuten in Syrien vor Ort, zusätzlich bannte er das Objekt auf 55 Diafilmen. Exzellente Verbindungen zu syrischen

Architekten kamen ihm und dem gesamten wissenschaftlichen Team bei der Recherche zu Gute.
Viele geschickte Hände, darunter auch die von drei Praktikanten, sind gerade dabei, einen Teil der rund 2.000 Figuren und Szenen in Form und Farbe zu bringen. Bis März 2004 soll das auf insgesamt 44 Quadratmeter angelegte Projekt fertig sein.

Wenn da nicht diese immens hohen Kosten wären: Das Vorhaben beläuft sich auf 630 000 Euro,. und auch hier lautet die Devise: Ohne Moos nix los. Was im Klartext nichts anderes heißt, als dass Sponsoren jederzeit liebend gerne ins Boot geholt werden. Bernhard Siepen: "Wir bauen hier ja keine Luftschlösser."
Der Aachener Architekt konstatiert weiter: "Eine solche Herausforderung kann man nicht länger im Nebenjob betreiben. "Deshalb will er den Vorsitz in der Gesellschaft für internationale Burgenkunde Aachen e.V. im September abgeben, um sich als Ideengeber nur noch Burgen zu widmen.