vzurückliegender Vortrag

Freitag, den 14.November  1997

Ort:

Restaurant Sandhäuschen, Laurentiusstr. 60, Aachen-Laurensberg

Thema:

Castel del Monte - Baudenkmal zwischen Spekulation und Forschung

»Un libro di pietra«, ein steinernes Buch, so nannte die frühverstorbene italienische Kunsthistorikerin Maria Letizia Troccoli Verardi Castel del Monte und traf damit Entscheidendes. Ein Buch, das bedeutet hier: Ein Buch mit vielen Inhalten, ein Buch der Geschichte, der Architektur, der Skulptur und der Dekoration, ein Buch der Geometrie vielleicht, gar auch der Astronomie und der Symbole? - jedenfalls aber »ein Buch mit sieben Siegeln« !  In welcher Sprache ist es geschrieben, nach welchen Vorstellungen konzipiert, braucht man zu seinem Studium einen Übersetzer, zumindest einen erfahrenen Deuter? Und wer ist sicher in solcher Rolle?

Wer kann sich angesichts der vielfältigen Aspekte dieses Bauwerks der Forderung stellen, wesentliches von seinem Gehalt zu erfassen und auszusagen und dabei in kleinen Schritten voranzugehen, anstatt in großem Anlauf die Probleme auf einmal lösen zu wollen - eine Gefahr, auf die das Thema hin­ führt: Manche möchten in diesem Buch gern zwischen den Zeilen lesen, sich voreilig über den verschlüsselten Text erheben und am Ende das hinein interpretieren, was ihnen ihr Wunschdenken einGIB e.V.t. Insofern unterliegt die­ses »steinerne Buch« seit langem den verschiedensten Ausdeutungen, und dieser Umstand beherrscht die Interpretation des Monuments bis heute.

Im Gegensatz hierzu sollte es das Ziel sein, die Quellen und den Bau selbst mit aller gebotenen Nüchternheit zu befragen, einige Blicke in seine Forschungsgeschichte zu werfen und dabei kritisch zu beleuchten, welche spekulativen Elemente - solche also, die nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse gedeckt sind - vor oder neben der ernsthaften Quellenforschung immer wie­der in den Vordergrund drängen. Und so geht es hier um den Versuch, einige wenige Blätter dieses Buches von unterschiedlicher Thematik aufzuschlagen, um das Wissen um die »Krone Apuliens« zu überprüfen und zu bereichern.

 Referent: Dr. Dankwart Leistikow, Dormagen
Nach praktischer Tätigkeit im Baufach und in der Denkmalpflege ( als Maurer, Steinmetz und Zimmermann ) u.a. in Heidelberg, Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe. 1953 Diplom ( Prof. Egon Eiermann ), Studium ( Prof. Oscar Reuther ) und Promotion in Baugeschichte 1956 ( Prof. Arnold Tschira ). Berufstätigkeit als Architekt 1956 - 1989 in der Großindustrie, seit 1984 als Leiter der Architektur im Zentralen Ingenieurwesen der Bayer AG Leverkusen.
Baugeschichtliche Arbeiten und Publikationen mit den Arbeitsschwerpunkten: Architektur des 12. und 13.Jahrhunderts, besonders Wehrbau, Geschichte des Krankenhausbaus, Staufische Architektur in Süditalien, Kreuzfahrerarchitektur im Heiligen Land, Klosterbaukunst, Mittelalterlicher Baubetrieb, Werkzeuge und Geräte der Steinmetzen.
Mitglied der Koldewey-Gesellschaft für Baugeschichtliche Forschung und des Wissenschaftlichen Beirates des Internationalen Burgeninstitutes IBI/ Europa Nostra und der Wartburg-

Foto: Cover aus Dumont Kunst-Reiseführer Apulien 1971

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                            Ansicht im Hintergrund nach Victor Baltard, 1844